Apple entfernt WLAN-Funktion auf Apple Watch in der EU
DMA zwingt Apple in die Ecke
Um den Vorgaben des Digital Markets Act zu entsprechen, deaktiviert Apple eine zentrale Funktion zwischen iPhone und Apple Watch – zumindest für Nutzer in der Europäischen Union. Ab dem iOS 17.2-Update im Dezember 2025 synchronisieren sich WLAN-Netzwerke nicht mehr automatisch zwischen den Geräten. Doch was steckt hinter dieser radikalen Entscheidung?
Die Nachricht, die am 5. und 6. November zunächst vom französischen Tech-Portal Numerama berichtet und anschließend von weiteren Medien bestätigt wurde, markiert einen neuen Höhepunkt im Konflikt zwischen dem Konzern aus Cupertino und der EU-Kommission. Statt Drittanbietern Zugriff auf die iPhone-Hardware zu gewähren, wie es die europäischen Wettbewerbshüter fordern, zieht Apple lieber den Stecker für die eigene Funktion. Die Begründung: massive Bedenken bezüglich Datenschutz und Sicherheit. Eine klare Botschaft an Brüssel – Feature-Verzicht ist für Apple das kleinere Übel gegenüber potenziellen Sicherheitslücken.
Der Digital Markets Act setzt Apple unter Zeitdruck. Bis Ende 2025 muss der Konzern laut EU-Kommission Drittanbietern Zugang zur iPhone-WLAN-Schnittstelle ermöglichen. Das Ziel: faire Wettbewerbsbedingungen schaffen. Eine Smartwatch von Samsung oder Garmin soll künftig ebenso problemlos WLAN-Zugangsdaten vom iPhone übernehmen können wie bisher nur die Apple Watch.
Doch genau hier liegt für Apple das Problem. Der Konzern warnt eindringlich: Eine solche Öffnung spiele “datenhungrigen Unternehmen” in die Hände. Über die WLAN-Historie ließen sich Bewegungsprofile und Nutzungsgewohnheiten erstellen – eine Datenschutz-Katastrophe aus Sicht Cupertinos. Die Lösung? Apple deaktiviert die Funktion komplett bei der eigenen Smartwatch und erfüllt damit formal die DMA-Anforderung, eigene Produkte nicht zu bevorzugen.
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Was bedeutet das für Nutzer?
Für Millionen Apple-Watch-Besitzer in Deutschland und der EU wird der Alltag künftig umständlicher. Bislang verbindet sich die Smartwatch automatisch mit allen WLAN-Netzen, die das gekoppelte iPhone kennt. Nach dem iOS 17.2-Update müssen Nutzer ihre Watch manuell mit jedem Netzwerk verbinden, sobald das iPhone außer Reichweite ist.
Diese Einschränkung reiht sich ein in eine Serie verzögerter oder gestrichener Features für europäische Kunden. Apple Intelligence, iPhone Mirroring und erweiterte SharePlay-Funktionen – all diese Neuerungen erreichten den EU-Markt deutlich später oder gar nicht. Bereits im September 2025 übte Apple scharfe Kritik am DMA und forderte sogar dessen Abschaffung oder grundlegende Reform. Die Regulierung untergrabe Innovation und zwinge zu Kompromissen, die Nutzer gefährdeten.
Widersprüchliche Strategie oder pragmatischer Ansatz?
Interessanterweise zeigt Apple auch eine andere Seite. Am 4. November kündigte der Konzern an, dass die Live-Übersetzung für AirPods – ebenfalls wegen DMA-Bedenken verschoben – nun doch mit iOS 17.2 in der EU startet. Die “zusätzliche Entwicklungsarbeit zur Einhaltung des Digital Markets Act” sei abgeschlossen, heißt es offiziell.
Diese Doppelstrategie offenbart den Spagat, den Apple vollzieht: Manche Features werden angepasst, andere komplett gestrichen. Der Konzern navigiert zwischen seinem geschlossenen Ökosystem – dem “Walled Garden”, der laut Apple für Sicherheit und Datenschutz unverzichtbar ist – und den regulatorischen Zwängen aus Brüssel. Im Vergleich zu deutschen Tech-Größen wie SAP, die traditionell offenere Systeme pflegen, wirkt Apples Ansatz besonders rigoros.
Wie geht es weiter?
Mit der Deaktivierung der WLAN-Synchronisation ist der Konflikt nicht beigelegt – im Gegenteil. Die EU-Kommission prüft bereits weitere mutmaßliche Verstöße gegen den DMA, etwa bei App-Store-Regeln und der umstrittenen “Core Technology Fee” für Entwickler. Weitere Geldstrafen drohen.
Nun liegt der Ball bei den Regulierern in Brüssel. Ist Feature-Entfernung eine akzeptable Form der Compliance? Oder handelt es sich um böswilligen Gehorsam, der letztlich den Verbraucher bestraft? Für europäische iPhone- und Apple-Watch-Nutzer steht fest: Ihr Funktionsumfang hängt direkt vom Ausgang dieser Auseinandersetzung ab. Das iOS 17.2-Update im Dezember wird zeigen, wie diese neue Realität konkret aussieht.
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