Baubranche im Visier: Betrügernetzwerk erbeutet Millionen
Internationale Cyberkriminelle täuschen Bauunternehmen durch gefälschte Behörden-E-Mails und leisten Überweisungen um. Die Schäden erreichen Millionenbeträge und betreffen zunehmend auch deutsche Firmen.
Kriminelle geben sich als Behördenmitarbeiter aus und leiten Überweisungen um. Die Schäden gehen längst in die Millionen – auch deutsche Unternehmen sollten aufpassen.
Ein raffiniertes Betrügernetzwerk sorgt international für Millionenschäden: Cyberkriminelle geben sich als Stadtmitarbeiter und vertrauenswürdige Lieferanten aus, um Bauunternehmen zu täuschen. Die Masche funktioniert erschreckend gut – allein in Australien stiegen die Verluste durch solche Business Email Compromise (BEC)-Attacken von 91,6 Millionen auf über 152,6 Millionen Euro binnen eines Jahres.
Die US-Polizei schlägt Alarm: In Illinois und Texas warnten Behörden Ende Oktober vor einer neuen Betrugsmasche. Kriminelle versenden E-Mails im Namen von Stadtverwaltungen und fordern Bauunternehmen auf, angeblich ausstehende Gebühren per Überweisung zu begleichen. Was dabei besonders perfide ist: Die Nachrichten sehen offiziell aus, enthalten aber gefälschte Kontoverbindungen.
So funktioniert die Betrugsmasche
Die Vorgehensweise ist ebenso simpel wie effektiv. Contractors erhalten E-Mails, die vorgeben, von städtischen Behörden zu stammen. Darin heißt es, zusätzliche Zahlungen für Baugenehmigungen oder andere behördliche Leistungen seien erforderlich. Die Betrüger nutzen dabei eine simple Schwachstelle: Viele Unternehmen prüfen nicht genau die Absender-Adresse.
Ein Beispiel aus der Praxis: Eine Frau aus Tasmanien verlor 120.000 Euro, nachdem Kriminelle ihre E-Mail-Kommunikation mit einem Renovierungsunternehmen abgefangen und gefälschte Rechnungen mit geänderten Bankdaten versandt hatten. In einem anderen Fall überwies ein Bauunternehmen 41.800 Euro an Betrüger, die sich als vertrauenswürdiger Lieferant ausgaben.
Was die Sache besonders tückisch macht: Offizielle Stellen fordern niemals per unaufgeforderter E-Mail zu Überweisungen auf. Trotzdem fallen immer wieder Unternehmer auf diese Masche herein.
KI macht Betrüger noch gefährlicher
Die Erfolgsquote der Kriminellen steigt dramatisch – auch weil sie ihre Methoden ständig verfeinern. Mittlerweile analysieren sie den Schreibstil ihrer Opfer und erstellen dadurch täuschend echte E-Mails. Künstliche Intelligenz hilft dabei, ganze Konversationen zwischen Lieferanten und Mitarbeitern zu erfinden.
Erschwerend kommt hinzu: Die Betrüger nutzen Sicherheitslücken in vertrauter Software aus. So missbrauchen sie etwa Microsofts “Direct Send”-Funktion, um Spam-Filter zu umgehen und ihre gefälschten E-Mails direkt ins Postfach zu schleusen.
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Warum trifft es ausgerechnet die Baubranche so hart? Die ständigen Geldströme zwischen Auftraggebern, Generalunternehmern und Subunternehmern schaffen ein komplexes Umfeld. Eine weitere betrügerische Rechnung fällt da nicht sofort auf. Besonders kritisch: Oft vergehen Tage oder Wochen, bis auffällt, dass eine Zahlung an die falsche Adresse ging.
Diese Schutzmaßnahmen helfen wirklich
Experten sind sich einig: Der wichtigste Schutz ist die telefonische Rückversicherung. Jede Bitte um geänderte Kontodaten oder unerwartete Zahlungen sollte über eine bekannte Telefonnummer bestätigt werden – niemals per Antwort-E-Mail.
Weitere Schutzmaßnahmen für Unternehmen:
- E-Mail-Adressen genau prüfen: Oft verraten winzige Schreibfehler oder fremde Domains die Betrüger
- Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren: Selbst gehackte Passwörter reichen dann nicht für den E-Mail-Zugriff
- Mitarbeiter regelmäßig schulen: Das Hinterfragen verdächtiger Anfragen muss zur Unternehmenskultur gehören
- Sofort melden: Bei Verdacht umgehend die Bank informieren und Anzeige erstatten
Die Australische Bundespolizei warnt vor einem “besorgniserregenden Anstieg” solcher Attacken. Wer schnell reagiert, hat noch Chancen auf eine Rückholung der Gelder. Doch je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es – die Kriminellen verschieben das Geld blitzschnell über mehrere Konten.
Deutsche Bauunternehmen sollten die internationale Warnung ernst nehmen: Die Betrügernetzwerke agieren längst grenzüberschreitend.


