Bending Spoons kauft AOL: Italiener greifen nach Internet-Legende
Das italienische Tech-Unternehmen Bending Spoons erwirbt AOL mit 30 Millionen monatlichen Nutzern und plant Integration in sein Produktivitäts-Ökosystem gegen Google und Microsoft.
Das italienische Tech-Unternehmen Bending Spoons übernimmt den legendären E-Mail-Anbieter AOL von Yahoo. Die Mailänder wollen mit dem Deal ihre Position im globalen Markt für Verbraucher-Software massiv stärken.
Der am 31. Oktober verkündete Kauf bringt AOL mit seinen 30 Millionen monatlich aktiven E-Mail-Nutzern in das schnell wachsende Portfolio von Bending Spoons. Das Unternehmen besitzt bereits bekannte Namen wie Evernote, WeTransfer und Meetup. Über den Kaufpreis schweigen beide Seiten – der Deal soll aber noch vor Jahresende abgewickelt werden.
Kampf um die wertvollsten E-Mail-Nutzer
Hinter der Übernahme steckt ein klarer strategischer Plan: AOL verfügt über eine der treuesten Nutzerbasen im Internet. „AOL ist nach unseren Schätzungen einer der zehn meistgenutzten E-Mail-Anbieter weltweit”, erklärt Bending-Spoons-Chef Luca Ferrari. Täglich loggen sich rund acht Millionen Menschen in ihre AOL-Postfächer ein.
Für die Italiener ist das pure Goldgrube. Statt jahrelang eine eigene E-Mail-Platform aufzubauen, kaufen sie sich mit AOL direkt in den Markt ein. Ferrari verspricht massive Investitionen: „Wir haben noch nie ein übernommenes Unternehmen wieder verkauft – wir sind die richtigen langfristigen Verwalter für AOL.”
Angriff auf Google und Microsoft
Die AOL-Übernahme ist weit mehr als nur ein nostalgischer Rückgriff auf Internet-Geschichte. Bending Spoons baut systematisch ein Ökosystem aus vernetzten Produktivitäts-Tools auf. Die Vision: Nutzer sollen nahtlos zwischen E-Mail, Notizen, Dateitransfer und Event-Organisation wechseln können.
Das könnte etwa so aussehen: E-Mail-Anhänge direkt in Evernote speichern, große Dateien über WeTransfer aus dem AOL-Postfach versenden oder Events über Meetup organisieren – alles aus einer Hand. Damit greifen die Italiener Google Workspace und Microsoft 365 frontal an.
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Europäischer Eroberungszug
AOL ist bereits der zweite Millionen-Deal binnen weniger Wochen. Erst im Oktober sicherte sich Bending Spoons die Video-Plattform Vimeo. Beide Übernahmen folgen demselben Muster: etablierte US-Marken mit großen Nutzerbasen kaufen und mit europäischer Ingenieurskunst modernisieren.
Für Yahoo-Chef Jim Lanzone ist der Verkauf eine Chance zur Konzentration: „Diese Transaktion ermöglicht es uns, uns intensiver auf unsere Kernprodukte zu fokussieren.” Apollo Funds, Yahoo’s Mutterkonzern, kann sich nun ganz auf die Neuausrichtung der Suchmaschine konzentrieren.
Das Risiko der Modernisierung
Die größte Herausforderung wartet 2026: Wie modernisiert man eine Internet-Legende, ohne deren treue Nutzer zu vergraulen? AOL-Kunden sind oft seit Jahrzehnten dabei – jede drastische Änderung könnte sie verschrecken.
Gelingt Bending Spoons der Spagat zwischen Innovation und Tradition, hätten die Italiener nicht nur eine Marke wiederbelebt, sondern auch ihren Aufstieg zu einem der wichtigsten europäischen Tech-Player besiegelt. Der Kampf um die digitale Zukunft läuft längst nicht mehr nur über das Silicon Valley.


