Microsoft akzeptiert EU-Auflagen für Teams-Entbündelung
Microsoft trennt Teams dauerhaft von Office-Paketen nach EU-Kartellbeschwerde. Das Unternehmen entgeht Milliardenstrafe und verpflichtet sich zu siebenjährigen Wettbewerbsauflagen mit Preissenkungen und besserer Interoperabilität.
Microsoft gibt nach jahrelangem Rechtsstreit nach: Der Konzern wird seine Kommunikationssoftware Teams dauerhaft von den Office-Paketen trennen. Die EU-Kommission akzeptierte diese Woche die rechtlich bindenden Zusagen des Unternehmens ein Präzedenzfall für den Wettbewerb am Software-Markt.
Das wegweisende Abkommen beendet eine Untersuchung, die im Juli 2023 nach einer Beschwerde des Konkurrenten Slack (heute Salesforce) begann. Der Vorwurf: Microsoft missbrauche seine Marktmacht, indem es Teams mit den weit verbreiteten Office-Produkten verknüpft und so den Wettbewerb behindert.
Besonders bemerkenswert: Microsoft setzt die Änderungen weltweit um nicht nur in Europa. Das Unternehmen entgeht damit einer Geldbuße, die bis zu zehn Prozent des globalen Jahresumsatzes hätte betragen können.
Konkrete Zusagen mit sieben Jahren Laufzeit
Die Auflagen haben es in sich: Microsoft muss seine Office-Pakete ohne Teams zu reduzierten Preisen anbieten. Nach Marktfeedback erhöhte der Konzern die Preisdifferenz zwischen den Versionen mit und ohne Teams um 50 Prozent je nach Paket entstehen Preisunterschiede zwischen einem und acht Euro.
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Darüber hinaus verpflichtet sich Microsoft zu besserer Interoperabilität. Konkurrenz-Software soll nahtloser mit den Office-Produkten funktionieren. Auch die Datenportabilität wird erleichtert Kunden können ihre Daten einfacher aus Teams zu anderen Plattformen übertragen.
Die meisten Zusagen gelten sieben Jahre, die wichtigen Interoperabilitäts- und Portabilitätsmaßnahmen sogar zehn Jahre. Ein Treuhänder überwacht die Umsetzung.
„Mit der heutigen Entscheidung machen wir Microsofts Zusagen rechtlich bindend, seine Kopplungspraktiken zu beenden, die Konkurrenten daran hindern könnten, effektiv mit Teams zu konkurrieren“, erklärte Teresa Ribera, Vizepräsidentin der EU-Kommission für Wettbewerb.
Langer Weg zur Einigung
Der Konflikt begann im Juli 2020 mit Slacks offizieller Kartellbeschwerde bei der EU-Kommission. Das Kernargument: Microsoft nutze seine Vormachtstellung unfair aus, indem es Teams kostenlos zur unverzichtbaren Office-Suite packte.
Erste Lösungsversuche Microsofts ab Oktober 2023 erwiesen sich als unzureichend. Erst die finale Vereinbarung bringt deutlichere Preisreduktionen und stärkere Interoperabilitäts-Garantien.
„Wir schätzen den Dialog mit der Kommission, der zu diesem Abkommen geführt hat“, kommentierte Nanna-Louise Linde, Microsofts Vizepräsidentin für europäische Regierungsangelegenheiten. Die Lösung erspart dem Konzern eine Milliardenstrafe.
Signalwirkung für Big Tech
Die Entscheidung gilt als bedeutender Erfolg für fairen Wettbewerb in der Tech-Branche. EU-Regulierer senden ein klares Signal: Sie nehmen die Praktiken der großen Technologiekonzerne genau unter die Lupe.
Salesforce-Präsident Sabastian Niles sieht in der Entscheidung eine „klare Botschaft“ gegen Microsofts „wettbewerbswidriges“ Bündeln von Teams, das „Unternehmen geschadet, Kunden faire Wahlmöglichkeiten verwehrt und zu jahrelangem Wettbewerbsverlust geführt“ habe.
Für Geschäftskunden bedeutet das konkret: mehr Auswahl und klarere Preisgestaltung. Neue Kunden erhalten künftig deutlich getrennte Optionen für Microsofts Produktivitäts-Suites mit und ohne Teams. Auch Bestandskunden mit Langzeitlizenzen können zu den entbündelten Versionen wechseln.
Wegweisend für die Zukunft
Die zehnjährige Verpflichtung zu verbesserter Interoperabilität und Datenportabilität könnte besonders weitreichende Folgen haben. Unternehmen erhalten deutlich mehr Flexibilität, Software verschiedener Anbieter zu kombinieren.
Das Abkommen dürfte die Landschaft für Kollaborations-Software in Europa und weltweit nachhaltig verändern. Es markiert einen Wendepunkt hin zu mehr Interoperabilität und Verbraucherwahlfreiheit und könnte anderen Tech-Giganten zeigen, wie sie ihre integrierten Software-Lösungen künftig verpacken müssen.