BSI startet Cybersecurity-Offensive für deutsche Bürger
Erste Hilfe bei Hackerangriffen
Deutschland rüstet gegen Cyberbedrohungen auf. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und das Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) haben diese Woche eine neue Checkliste für gehackte Online-Konten veröffentlicht. Die Initiative kommt zur rechten Zeit: 92 Prozent der Microsoft Exchange-Server in Deutschland sind nach dem Support-Ende Mitte Oktober schutzlos Cyberangriffen ausgeliefert.
Die Behörden reagieren damit auf eine zunehmend gefährliche digitale Bedrohungslage. Anfang November will der neu gegründete Nationale Sicherheitsrat einen “Aktionsplan gegen hybride Bedrohungen” verabschieden – ein Zeichen für eine umfassende Strategie zur Stärkung des Vertrauens in deutsche Digitaldienste.
Die neue BSI-Checkliste soll Bürgern als Erste-Hilfe-Leitfaden dienen. Von der sofortigen Kontosicherung über Passwort-Änderungen bis hin zur Schadensprüfung – die Anleitung erklärt Schritt für Schritt, was Betroffene nach einem erfolgreichen Hackerangriff tun müssen.
Was steckt dahinter? Die Behörden setzen auf eine Graswurzel-Strategie: Jeder Bürger soll zur ersten Verteidigungslinie gegen Cyberkriminelle werden. Nationale Cybersicherheit ist längst nicht mehr nur Sache von Behörden und Unternehmen, sondern eine geteilte Verantwortung aller Internetnutzer.
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92 Prozent der Exchange-Server ungeschützt
Während die Bürger-Initiative wichtig ist, offenbart ein aktueller Bericht vom 30. Oktober das wahre Ausmaß der Bedrohung: Seit dem Ende der offiziellen Microsoft-Unterstützung am 14. Oktober haben 92 Prozent der deutschen Exchange-Server keine Sicherheitsupdates mehr erhalten.
Das bedeutet: Zehntausende Unternehmen sind Datendiebstahl, Spionage und lähmenden Ransomware-Attacken schutzlos ausgeliefert. Die Lücke zwischen Bedrohungserkennung und tatsächlichen Schutzmaßnahmen könnte größer kaum sein.
Nationale Sicherheitsarchitektur wird neu strukturiert
Berlin plant eine grundlegende Neuausrichtung. Der frisch gegründete Nationale Sicherheitsrat wird Anfang November erstmals zusammentreten und den Aktionsplan gegen hybride Bedrohungen formal beschließen.
Die Strategie geht weit über klassische Cyberattacken hinaus: Desinformationskampagnen und andere nicht-traditionelle Kriegsführung stehen ebenfalls im Fokus. Das BSI soll dabei von einer beratenden Behörde zur “dritten Säule” der deutschen Sicherheitsarchitektur aufsteigen – mit echten Eingriffsrechten bei kritischen Infrastrukturen.
Digitale Souveränität als Staatsziel
Die Maßnahmen fügen sich in Deutschlands “Digitale Strategie 2025” ein, die Datensicherheit und Informationsautonomie als Grundpfeiler für Wirtschaftskraft und gesellschaftliche Stabilität definiert. Der Ansatz ist klar: Praktische Bürgerhilfe kombiniert mit verstärkter nationaler Sicherheitsinfrastruktur.
Das Timing passt zur EU-weiten NIS2-Richtlinie, die ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau schaffen soll. Deutschland will sich damit von außereuropäischen Technologien unabhängiger machen und einen sicheren digitalen Binnenmarkt etablieren.
Bewährungsprobe für das neue System
Die kommenden Wochen werden entscheidend. Kann die Regierung strategische Ziele in konkrete Sicherheitsverbesserungen übersetzen? Die größte Herausforderung: Private Unternehmen müssen zu kritischen Sicherheitsupdates bewegt werden, bevor Kriminelle die Schwachstellen massenhaft ausnutzen.
Das BSI wird in seiner neuen Rolle als zentrale Regulierungs- und Durchsetzungsbehörde auf die Probe gestellt. Entscheidend wird die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor sein.
Deutschlands Erfolg hängt davon ab, ob ein widerstandsfähiges, mehrschichtiges Verteidigungssystem entsteht – vom Staatsrechner bis zum privaten Online-Konto. Ziel ist eine digitale Umgebung, in der Vertrauen und Sicherheit Standard sind, nicht Ausnahme.


