Demenz-Apps: Revolution oder Flop?
Therapie-Apps stehen vor dem Durchbruch
Neue Kognitionstrainings-Apps sollen Menschen mit Demenz helfen – doch Experten warnen vor falschen Hoffnungen. Während spezialisierte Anwendungen wie “Cogthera” bald als kostenlose Kassenleistung verfügbar werden könnten, zeigen Studien ernüchternde Ergebnisse für herkömmliches “Gehirnjogging”.
Der digitale Wandel erreicht die Demenzversorgung: Ende 2025 soll die App “Cogthera” auf den Markt kommen, speziell entwickelt für Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und beginnender Alzheimer-Demenz. Das Besondere? Die Anwendung basiert auf dem wissenschaftlich fundierten “Meta-Gedächtnis-Ansatz” und bietet täglich personalisierte Übungen.
Wird sie als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zugelassen, können gesetzlich Versicherte die App kostenlos per Rezept erhalten. Ein bedeutender Fortschritt für die rund 1,8 Millionen Demenz-Betroffenen in Deutschland.
Parallel entwickelten Forscher der Universitätsmedizin Göttingen die App “Mentalee”. Diese kombiniert Bewegungs- und Gedächtnisübungen mit künstlicher Intelligenz, die das Training individuell anpasst. Motion-Tracking liefert Echtzeit-Feedback – ein technologischer Ansatz, der die Selbstständigkeit der Patienten möglichst lange erhalten soll.
Ernüchternde Studienlage zu Gehirntraining
Doch wie wirksam sind solche digitalen Helfer wirklich? Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg kommt zu einem bitteren Urteil: Die meisten deutschsprachigen Demenz-Apps fehlen wissenschaftliche Wirksamkeitsbelege. Besonders die Patientensicherheit schnitt in der Bewertung schlecht ab.
Noch deutlicher wird das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Die Experten sprechen sich gegen computerbasierte kognitive Trainingsprogramme für Demenz-Patienten aus. Der Grund? Kein sicherer medizinischer Nutzen im Vergleich zu Standardtherapien nachweisbar.
Einige Forscher gehen sogar weiter: Gehirntraining könnte kurzfristig den kognitiven Abbau verlangsamen, nach einer Demenzdiagnose jedoch den Krankheitsverlauf beschleunigen.
Technologie als Lebenshelfer für Betroffene
Jenseits der Trainings-Apps eröffnet die Digitalisierung neue Chancen für Demenz-Patienten und ihre Angehörigen. Intelligente Assistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit zu Hause – etwa durch automatische Herdabschaltungen oder Erinnerungsfunktionen auf Tablets.
Das Forschungsprojekt DIDEM entwickelt innovative Ansätze zur Förderung sozialer Interaktion: klang- und musikbezogene interaktive Systeme sollen isolierte Patienten wieder in Kontakt bringen. KI-gestützte Lösungen helfen Pflegenden dabei, passende digitale Inhalte für jeden Betroffenen zu finden.
Auch Angehörige profitieren: Online-Beratungen, Video-Selbsthilfegruppen und Chatbot-Coaches bieten rund um die Uhr Unterstützung und Wissen.
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Würde vor Technologie
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft mahnt zur Vorsicht: Digitale Helfer dürfen nicht überfordern. Entscheidend sei, dass Technologie die Selbstständigkeit fördert und die Würde der Person wahrt – anstatt sie zu bevormunden.
Innovative Pflegekonzepte wie das “Therapeutische Gammeln” stellen daher die Selbstbestimmung in den Mittelpunkt. Der Ansatz: Bewohner entscheiden selbst, wann und wie sie aktiv werden möchten.
Die Zukunft der Demenzversorgung liegt in der intelligenten Kombination aus technologischer Innovation und personenzentrierter Pflege. Während die Zulassung spezialisierter Apps als DiGA deren Qualität sichern könnte, bleibt die wichtigste Erkenntnis bestehen: Menschliche Fürsorge lässt sich nicht digitalisieren – nur sinnvoll ergänzen.