EU-Bauverordnungen: Neue Standards für nachhaltiges Bauen
Neue EU-Verordnungen machen Nachhaltigkeit zur Pflicht: Digitale Produktpässe für Baumaterialien und Nullemissionsgebäude ab 2028 verändern den europäischen Immobilienmarkt grundlegend.
Die europäische Baubranche erlebt einen radikalen Wandel. Mit dem Inkrafttreten neuer EU-Verordnungen werden Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von unverbindlichen Zielen zu harten Marktanforderungen.
Die EU-Bauproduktenverordnung und die verschärfte Gebäuderichtlinie (EPBD) zwingen Projektentwickler, Investoren und Bauherren zu einem grundlegenden Umdenken. Wer künftig am Markt bestehen will, kommt an ökologischen Zertifizierungen und nachhaltigen Baukonzepten nicht mehr vorbei.
Digitaler Produktpass bringt Transparenz
Das Herzstück der neuen EU-Bauproduktenverordnung ist der digitale Produktpass für Baumaterialien. Jedes Bauteil erhält einen digitalen Steckbrief mit Informationen zu Herkunft, Umweltbilanz und Wiederverwendbarkeit.
Bauherren können jetzt auf einen Blick erkennen, wie nachhaltig ihre Materialien sind. Klara Geywitz, Bundesministerin für Bauwesen, betont: Die Verordnung erleichtert die Wiederverwendung bereits genutzter Bauprodukte erheblich – das schont Umwelt und Geldbeutel.
Nullemissionsgebäude werden Pflicht
Die überarbeitete Gebäuderichtlinie (EPBD) setzt ambitionierte Ziele:
- Ab 2028: Alle neuen öffentlichen Gebäude müssen emissionsfrei sein
- Ab 2030: Standard gilt für sämtliche Neubauten
- Bis 2050: Kompletter EU-Gebäudebestand wird klimaneutral
Zusätzlich müssen neue Wohngebäude bis Ende 2029 mit Solarenergieanlagen ausgestattet werden. Das Ziel: Den Energieverbrauch des Gebäudesektors drastisch senken.
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Zertifikate werden zum Wettbewerbsvorteil
DGNB, LEED und BREEAM – diese Nachhaltigkeitszertifikate entwickeln sich zu unverzichtbaren Marktinstrumenten. Sie beweisen die Konformität mit EU-Vorgaben und sichern Immobilienwerte.
Während BREEAM als ganzheitliches System gilt, fokussiert LEED auf ökologische Qualität. Das deutsche DGNB-System berücksichtigt den kompletten Gebäudelebenszyklus und ist optimal auf europäische Normen abgestimmt.
Österreich: Nachhaltigkeit entscheidet über Kaufpreis
Der österreichische Immobilienmarkt spiegelt den Wandel deutlich wider. 73,5 Prozent der Österreicher bewerten Nachhaltigkeit als wichtiges Kaufkriterium.
Energieeffiziente Neubauten und sanierte Bestandsobjekte sind stark nachgefragt. Sanierungsbedürftige Immobilien werden dagegen schwerer vermarktbar. Vorzeigeprojekte wie das “LeopoldQuartier” in Wien – Europas erstes Holz-Stadtquartier – setzen bereits Maßstäbe.
Kreislaufwirtschaft verändert die Baubranche
Die neuen Regelungen gehen weit über Energieeffizienz hinaus. Sie erfassen den kompletten Gebäudelebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung bis zum Rückbau.
Unternehmen, die frühzeitig auf digitale Prozesse und zirkuläre Geschäftsmodelle setzen, verschaffen sich entscheidende Vorteile. Für österreichische Innovatoren in Holzbau, nachhaltigen Materialien und digitaler Planung eröffnen sich neue Chancen.
Was kommt auf Eigentümer zu?
Bestandsimmobilien stehen unter Sanierungsdruck. Wer Wertverluste vermeiden will, muss in energetische Modernisierung investieren. Die Nachfrage nach “grünen” Zertifikaten wird sowohl bei Privatpersonen als auch institutionellen Investoren stark ansteigen.
Bis Mai 2026 müssen die EU-Mitgliedstaaten die Richtlinien national umsetzen. Der digitale Produktpass wird den Baustoffmarkt nachhaltig verändern und umweltfreundlichen Herstellern neue Absatzmärkte erschließen.
Projekte, die bereits heute auf Nullemissionen und Kreislaufwirtschaft setzen, werden die wertstabilen Immobilien von morgen sein.


