EU plant Zahlungs-Revolution: PSD3 kommt 2027
Die Europäische Union reformiert mit PSD3 und PSR den Zahlungsverkehr durch strengere Betrugsbekämpfung, vereinheitlichte Open-Banking-Standards und faire Wettbewerbsbedingungen für Fintechs. Die Umsetzung ist für 2027 geplant.
Die Europäische Union bereitet den nächsten großen Schritt in der digitalen Transformation des Finanzwesens vor. Mit der dritten Zahlungsdiensterichtlinie (PSD3) und der neuen Zahlungsverordnung (PSR) will Brüssel Verbraucherschutz stärken, Betrug bekämpfen und den Finanzmarkt innovativer gestalten.
Die im Juni 2023 von der EU-Kommission vorgelegten Pläne gehen deutlich über die bisherige PSD2-Richtlinie hinaus, die das Open Banking in Europa eingeführt hatte. Während das EU-Parlament und der Rat noch über Details verhandeln, rechnet die Branche mit einer finalen Einigung in den kommenden Monaten. Ziel: Ein neues Kapitel für europäische Zahlungen ab 2027.
Betrug im Visier: Schärfere Sicherheitsregeln
Ausgangspunkt der Reform ist die wachsende Bedrohung durch Zahlungsbetrug. Die neuen Vorschriften verschärfen den Schutz für Verbraucher und Zahlungsdienstleister erheblich.
Ein Kernstück ist die obligatorische IBAN-Namen-Prüfung für alle EU-Überweisungen – nicht mehr nur für Echtzeitüberweisungen. Das System warnt Nutzer vor einer Transaktion, falls Name und Kontonummer nicht übereinstimmen. Das soll sogenannte „autorisierte Push-Zahlungs-Betrügereien“ drastisch reduzieren.
Zusätzlich werden die Regeln zur starken Kundenauthentifizierung (SCA) erweitert und präzisiert. Besonders wichtig: Anbieter müssen künftig barrierefreie Authentifizierungsmethoden bereitstellen, die auch für ältere Menschen und Personen mit Behinderungen nutzbar sind.
Neu ist auch der verpflichtende Datenaustausch zwischen Zahlungsdienstleistern über Betrugsfälle. Diese Kooperation soll ein gemeinsames Abwehrnetzwerk schaffen. Betrugsopfer erhalten zudem erweiterte Erstattungsrechte.
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Open Banking 2.0: Einheitliche Standards
Das Open Banking erhält ein grundlegendes Update. Die bisherigen Probleme bei der Umsetzung von PSD2 sollen endlich gelöst werden.
Entscheidende Änderung: Banken müssen künftig nur noch eine einzige, hochperformante API für Drittanbieter bereitstellen – statt wie bisher zwei getrennte Schnittstellen. Das soll die Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit von Open Banking-Diensten deutlich verbessern.
Verbraucher bekommen mehr Kontrolle durch ein „Permission Dashboard“. Über dieses Tool können sie jederzeit einsehen, welche Fintech-Unternehmen Zugriff auf ihre Kontodaten haben – und diese Berechtigungen einfach verwalten oder widerrufen.
Gleiche Regeln für alle Anbieter
Strukturell bricht die Reform mit dem bisherigen System. Die neuen Bestimmungen teilen sich in zwei Rechtsinstrumente: PSD3 als Richtlinie für Lizenzierung und Aufsicht, die in nationales Recht umgesetzt werden muss. Die PSR als Verordnung gilt dagegen unmittelbar in der gesamten EU.
Diese Aufteilung soll die rechtliche Zersplitterung beenden und einheitlichere Standards schaffen. Bisher führten nationale Unterschiede zu einem Flickenteppich verschiedener Open Banking-Implementierungen.
Große Veränderung für Fintechs: Die Reform verschmilzt die bisher getrennten Regelwerke für Zahlungsinstitute und E-Geld-Institute zu einer einheitlichen Kategorie. Gleichzeitig erhalten Nicht-Bank-Zahlungsdienstleister besseren Zugang zu EU-Zahlungssystemen und ein stärkeres Recht auf ein Bankkonto.
Zeitplan steht: Start 2027
Die Branche bereitet sich bereits auf die Umsetzung vor. Nach der Vorlage der Kommission im Juni 2023 und der Parlamentsposition vom April 2024 stehen nun die entscheidenden Trilog-Verhandlungen zwischen Kommission, Parlament und Rat an.
Experten rechnen mit einer finalen Einigung bis Anfang 2025. Danach haben Mitgliedstaaten und Finanzinstitute typischerweise 18 Monate Übergangszeit für die Umsetzung. Die neuen Regeln dürften daher Ende 2026 oder Anfang 2027 vollständig in Kraft treten.
Für deutsche Banken wie die Deutsche Bank oder Commerzbank bedeutet das Investitionen in neue API-Standards und Betrugserkennungssysteme. Fintechs und andere Zahlungsdienstleister können sich auf faireren Marktzugang freuen – müssen aber auch höhere Compliance-Anforderungen erfüllen.
Die Reform verzahnt sich mit weiteren EU-Digitalprojekten, insbesondere dem geplanten Financial Data Access (FIDA), das Open Banking zu einem umfassenden „Open Finance“-Ökosystem ausbauen soll.