Instant Payments: Europa kämpft gegen Blitzbetrug
Die neue EU-Verordnung für 10-Sekunden-Überweisungen erhöht das Betrugsrisiko erheblich. Banken müssen Sicherheitssysteme umbauen, während Kriminelle KI-gestützte Angriffe intensivieren.
Die EU-Verordnung für Sofortzahlungen revolutioniert den Zahlungsverkehr – und lockt Kriminelle an. Mit 10-Sekunden-Überweisungen rund um die Uhr steigt auch das Betrugsrisiko dramatisch.
Seit dem finalen Stichtag der EU-Regelung am 9. Oktober müssen Banken und Zahlungsdienstleister Euro-Transaktionen binnen zehn Sekunden abwickeln – 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr. Die Kosten dürfen dabei nicht höher liegen als bei herkömmlichen Überweisungen.
Doch die neue Geschwindigkeit hat ihren Preis: Das Zeitfenster für Betrugserkennung schrumpft drastisch zusammen. Gleichzeitig sind die Zahlungen unwiderruflich – ist das Geld erst einmal weg, gibt es praktisch keine Chance auf Rückholung.
Neue Sicherheitsregeln revolutionieren Bankensysteme
Die Instant-Payment-Verordnung (EU) 2024/886 zwingt die Finanzbranche zu einem radikalen Sicherheitsumbau. Herzstück ist der „Verification of Payee”-Service (VoP), der seit Oktober verpflichtend ist. Vor jeder Überweisung muss die Bank des Absenders prüfen, ob der Empfängername zur angegebenen IBAN passt.
Ziel: Stopp für „Authorized Push Payment”-Betrug, bei dem Kriminelle Kunden dazu verleiten, Geld an falsche Empfänger zu senden.
Zusätzlich ändert sich die Sanktionsprüfung grundlegend. Statt jede einzelne Transaktion zu durchleuchten – unmöglich bei zehn Sekunden Bearbeitungszeit – screenen Banken nun täglich ihre komplette Kundenbasis gegen EU-Sanktionslisten.
Die Europäische Bankenaufsicht warnte bereits: Bei Sofortzahlungen sei das Betrugsrisiko erheblich höher als bei klassischen Überweisungen.
Cyberkriminelle nutzen KI für raffiniertere Angriffe
Die Always-on-Zahlungswelt lockt professionelle Betrüger an. Cybersicherheitsexperten melden einen drastischen Anstieg digitaler Zahlungsbetrügereien in Europa. Kriminelle setzen zunehmend auf ausgeklügelte Social-Engineering-Taktiken und Künstliche Intelligenz.
Die EU-Cybersicherheitsagentur ENISA bestätigt: Der Finanzsektor bleibt Hauptziel von Cyberattacken. Besonders perfide: Phishing-Angriffe und soziale Manipulation werden immer raffinierter. Ein einziger Klick kann Tausende Euro kosten – ohne Rückholmöglichkeit.
Anzeige: Während Kriminelle KI-Phishing und Social Engineering perfektionieren, geraten besonders Banking- und Bezahl-Apps ins Visier. Wer Online-Banking, PayPal oder Shopping am Smartphone nutzt, sollte jetzt die 5 wichtigsten Schutzmaßnahmen aktivieren – ohne teure Zusatz-Apps, Schritt für Schritt erklärt. Das kostenlose Sicherheitspaket zeigt praxistauglich, wie Sie Ihr Android gegen Datendiebe, Schadsoftware und Konto-Zugriffe absichern. Jetzt das Gratis-Sicherheitspaket für Android sichern
Auch die Infrastruktur selbst steht unter Beschuss. Der DDoS-Angriff auf Zahlungsabwickler Adyen Anfang des Jahres zeigte die Verwundbarkeit des Systems.
Mastercard startet Gegenangriff mit KI-Überwachung
Heute kündigte Mastercard den Europa-Start seiner „Threat Intelligence”-Lösung an. Die Plattform kombiniert Netzwerk-Insights des Konzerns mit Cyber-Bedrohungsdaten von Recorded Future und soll Banken vor Zahlungsbetrug schützen.
Das System liefert Echtzeit-Warnungen vor Kartentests, Informationen über digitale Skimming-Malware und Risikobewertungen für Händler.
„Der Schutz des Vertrauens in jede Transaktion war noch nie so wichtig”, erklärt Michele Centemero, Europa-Chef für Services bei Mastercard. Ein sechsmonatiger Markttest habe dabei geholfen, betrügerische Domains aufzuspüren, die mit geschätzten 102 Millionen Euro Schaden an fast 9.500 Online-Shops verknüpft waren.
Banken kämpfen mit Legacy-Systemen
Für Europas Finanzintegration markiert die Sofortzahlungs-Pflicht einen Meilenstein. Der Europäische Zahlungsverkehrsrat aktualisierte sein SEPA-Regelwerk, das seit 5. Oktober gilt. Die bisherige Obergrenze von 100.000 Euro pro Transaktion fällt weg – Banken können eigene Limits festlegen.
Doch besonders kleinere Institute kämpfen mit gewaltigen Herausforderungen. Legacy-Systeme müssen für 24/7-Betrieb und Echtzeit-Betrugsüberwachung aufgerüstet werden. Die Europäische Zentralbank unterstützt mit einem zentralisierten VoP-Service.
Für Nicht-Euro-Länder der EU gelten die Compliance-Fristen bis 2027. Europas Instant-Payment-Ökosystem steht vor der Bewährungsprobe: Geschwindigkeit und Komfort bei maximaler Sicherheit – für alle Nutzer.


