KI-Phishing: Betrug wird unerkennbar professionell
Generative KI treibt Phishing-Angriffe auf Rekordniveau von 77 Prozent aller Cyberattacken, wobei das Gesundheitswesen besonders betroffen ist und Identitätsdiebstahl massive Schäden verursacht.
Eine neue Generation KI-gesteuerter Phishing-Angriffe überflutet das Netz – und selbst Experten können die raffinierten Fälschungen kaum noch von echten Nachrichten unterscheiden. Besonders das Gesundheitswesen gerät ins Visier der Cyberkriminellen, die mit künstlicher Intelligenz täuschend echte E-Mails, Videos und sogar Stimmen erzeugen.
Die Zahlen sind alarmierend: Phishing macht mittlerweile 77 Prozent aller Cyberangriffe aus, wie eine aktuelle Studie des Cybersicherheitsunternehmens Mimecast zeigt. Noch 2024 lag dieser Wert bei 60 Prozent. Der dramatische Anstieg? Kriminelle nutzen zunehmend generative KI für ihre Attacken.
Ärzte, Versicherungen, Behörden – die Betrüger geben sich als vertrauenswürdige Institutionen aus und fordern sensible Daten wie Versicherungsnummern oder Bankverbindungen an. Ihre Waffe: KI-Software, die perfekte Nachrichten in makelloser Sprache verfasst.
Deepfakes erobern die Kriminalität
Die Betrugsmethoden werden immer raffinierter. Kriminelle erstellen mittlerweile gefälschte Videos, Stimmen und sogar Unterschriften, um Rezepte zu erschleichen oder medizinische Geräte zu bestellen. Das New York State Council warnt bereits vor diesem neuen Betrugstyp.
Das FBI schlug bereits im Juni Alarm: Betrüger geben sich als Krankenversicherungen oder deren Ermittler aus und setzen Opfer unter Druck, vertrauliche Gesundheitsdaten preiszugeben.
Die Folgen gehen weit über Geldverlust hinaus. Falsche Einträge in Patientenakten können zu lebensgefährlichen Fehldiagnosen führen. Gestohlene Gesundheitsdaten erzielen auf dem Schwarzmarkt das Zehnfache des Preises von Kreditkartendaten.
Gesundheitsbranche im Visier der Hacker
Das Gesundheitswesen erlebt eine beispiellose Angriffswelle. Bereits 2023 registrierten Experten über 1.000 Cyberattacken pro Woche gegen medizinische Einrichtungen.
Dennoch zeigt sich die Branche schlecht gerüstet: Nur 29 Prozent der Führungskräfte im Gesundheitswesen fühlen sich auf KI-gestützte Angriffe vorbereitet, wie eine Studie von LevelBlue ergab. Gleichzeitig berichten 46 Prozent der Befragten von deutlich mehr Attacken als in den Vorjahren.
Eine weitere Studie der Firma CrowdStrike bestätigt die Dimension des Problems: 82 Prozent der IT-Profis glauben, dass KI-generierte Phishing-E-Mails selbst für geschulte Mitarbeiter kaum noch zu identifizieren sind.
Identitätsdiebstahl erreicht neue Höhen
Der Oktober gilt als Beginn der “Identitätsdiebstahl-Saison”, wie Allstate Identity Protection in einer heute veröffentlichten Studie warnt. Betrügerische Kreditkarten- und Darlehensanträge machen bereits 70 Prozent aller gemeldeten Identitätsdiebstähle aus.
Allein im Oktober 2024 entstanden durch gefälschte Konten Schäden von über 7,3 Millionen Dollar. Caroline Slane von Allstate warnt: “Betrüger wissen, dass Verbraucher unter Zeitdruck schnell klicken. Am besten schützt man sich, indem man langsamer wird und skeptisch bleibt.”
Synthetische Identitäten – eine Mischung aus echten und erfundenen Daten – ermöglichen es Kriminellen, massenhaft betrügerische Konten zu eröffnen. Experten prognostizieren bis 2030 Schäden von mindestens 23 Milliarden Dollar allein in den USA durch diese Betrugsform.
Das Ende der erkennbaren Betrugs-E-Mail
Früher verrieten Rechtschreibfehler und holprige Formulierungen Phishing-Versuche sofort. Diese Zeiten sind vorbei. Generative KI produziert perfekte, personalisierte Nachrichten, die selbst Experten täuschen.
Besonders heimtückisch: KI kann mit wenigen Sekunden Audiomaterial die Stimme von Familienmitgliedern klonen. Experten empfehlen daher Codewörter in der Familie oder die “Auflegen-und-Rückrufen”-Regel bei verdächtigen Anrufen.
Unternehmen setzen verstärkt auf “Zero Trust”-Architekturen, die grundsätzlich niemandem vertrauen und jeden Zugriff überprüfen.
Wettrüsten zwischen Angriff und Verteidigung
Die kommenden Monate versprechen ein technologisches Wettrüsten. Während Kriminelle ihre KI-Methoden verfeinern, rüsten auch Cybersicherheitsfirmen mit künstlicher Intelligenz auf. Mehr als die Hälfte der Unternehmen nutzt bereits KI-gestützte Bedrohungserkennung.
Verbraucher müssen sich auf noch ausgefeiltere Angriffe einstellen, die E-Mail, SMS und Anrufe kombinieren. Die wichtigste Verteidigung bleibt gesunde Skepsis: Seriöse Behörden wie Krankenkassen oder Finanzämter fordern niemals per Telefon oder E-Mail zur Preisgabe persönlicher Daten auf.
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Bei verdächtigen Nachrichten gilt: Immer direkt über offizielle Kanäle nachfragen – denn im Zeitalter der KI kann selbst die vertraute Stimme am Telefon eine Fälschung sein.


