Microsoft: Millionenklage wegen versteckter Billig-Option
KI-Revolution zum Aufpreis
Microsoft steht vor Gericht – und diesmal geht es nicht um Tech-Rivalitäten, sondern um die Art, wie der Konzern seine Preiserhöhungen verkauft hat. Die australische Wettbewerbsbehörde ACCC wirft dem Software-Riesen vor, 2,7 Millionen Kunden systematisch getäuscht zu haben. Der Vorwurf: Microsoft soll eine günstige Alternative zu seinem teureren KI-Abo bewusst verschleiert haben.
Die Kontroverse dreht sich um die erste Preiserhöhung seit zwölf Jahren für Microsoft 365. Im Januar 2025 verteuerte der Konzern seine Abo-Dienste drastisch – und rechtfertigte das mit der Integration von KI-Features wie dem Copilot-Assistenten. Was Microsoft nicht erwähnte: Es gab weiterhin eine billigere Variante ohne die neuen Funktionen.
Die Preisschraube drehte Microsoft kräftig: In den USA stiegen die Kosten für das Personal-Abo um drei Dollar monatlich – von 70 auf 100 Dollar pro Jahr. Das Familien-Paket verteuerte sich von 100 auf 130 Dollar jährlich. In Australien fielen die Aufschläge noch drastischer aus: 45 Prozent mehr für das Personal-Abo (109 auf 159 Dollar), 29 Prozent für Familien (139 auf 179 Dollar).
Anzeige: Passend zur Debatte um teurere Microsoft‑365‑Abos: Sie können Word, Excel & Co. auch gratis nutzen – legal und ohne Installation. Ein kurzer Gratis-Report zeigt Schritt für Schritt, wie Sie Office im Web einrichten, Dateien in OneDrive speichern und gemeinsam bearbeiten – so sparen Sie sich das Abo. Jetzt kostenlosen Office-Guide sichern
Die Begründung klang verlockend: Der neue Copilot sollte Textentwürfe in Word erstellen, Excel-Daten analysieren und PowerPoint-Präsentationen aufwerten. „Eine bedeutende Wertsteigerung”, warb Microsoft-Manager Bryan Rognier.
Die versteckte Billig-Variante
Hier beginnt der Ärger mit den Behörden. Laut ACCC täuschte Microsoft seinen Kunden eine falsche Wahl vor: Entweder das teure KI-Abo akzeptieren – oder komplett kündigen. Was Microsoft verschwieg: Eine dritte Option existierte durchaus.
Die sogenannten „Classic”-Pläne behielten die ursprünglichen Preise bei, verzichteten aber auf die KI-Features. Das Problem: Diese günstige Alternative erwähnte Microsoft weder in seinen E-Mails noch in Blogposts. Erst wer den Kündigungsprozess startete, bekam diese Option präsentiert.
Strategisches Verschweigen?
„Microsoft verschwieg die Classic-Pläne bewusst”, erklärt ACCC-Chefin Gina Cass-Gottlieb. Die Behörde sieht darin eine kalkulierte Strategie: Mehr Kunden sollten in die teureren KI-Abos gedrängt werden, ohne informierte Entscheidungen treffen zu können.
Besonders brisant: Microsoft wusste um die Marktmacht seiner Office-Programme. Word, Excel und Outlook sind für viele Nutzer alternativlos – eine Kündigung kommt daher kaum infrage. Diese Abhängigkeit, so der Vorwurf, nutzte der Konzern gezielt aus.
Millionenschwere Konsequenzen
Die Strafen könnten schmerzhaft werden. Die ACCC fordert nicht nur Bußgelder von bis zu 50 Millionen Dollar, sondern auch Schadenersatz für betroffene Kunden. Microsoft reagiert defensiv: „Vertrauen und Transparenz haben höchste Priorität”, lässt ein Sprecher verlauten. Man prüfe die Vorwürfe.
Der Fall könnte Signalwirkung entfalten. Immer mehr Tech-Konzerne packen KI-Features in ihre Produkte und rechtfertigen damit Preiserhöhungen. Die Frage bleibt: Wo endet legitimes Marketing und wo beginnt Verbrauchertäuschung?
Für Microsoft-Kunden gibt es derweil einen praktischen Tipp: Wer seine Kündigung einleitet, bekommt möglicherweise die günstigere Classic-Option angeboten. Ein Umweg, der sich finanziell lohnen könnte.


