Microsoft trennt Teams von Office in Europa
Microsoft trennt Teams von Office-Paketen nach EU-Kartellverfahren. Kunden sparen bis zu 8 Euro pro Nutzer monatlich und profitieren von besserer Konkurrenzanbindung weltweit.
Milliardenkonzern muss nach EU-Kartellverfahren seine Bürosoftware ohne Teams anbieten – weltweite Auswirkungen erwartet.
Nach einem jahrelangen Kartellverfahren hat Microsoft heute weitreichende Zusagen gegenüber der EU-Kommission abgegeben. Der Konzern wird seine Office- und Microsoft-365-Pakete künftig auch ohne die integrierte Teams-Software verkaufen müssen. Die rechtlich bindenden Verpflichtungen sollen den Wettbewerb bei Bürosoftware neu beleben und gelten weltweit.
Die Einigung ist ein klarer Sieg für EU-Wettbewerbshüter und Konkurrenten wie Slack, die Microsoft vorwarfen, durch die Koppelung von Teams mit Office einen unfairen Vertriebsvorteil zu nutzen. Das Verfahren hätte theoretisch zu einer Milliardenstrafe führen können – bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Konkrete Änderungen: Weniger zahlen ohne Teams
Die Kernpunkte der Vereinbarung sind eindeutig: Microsoft muss Office 365 und Microsoft 365 Business auch ohne Teams anbieten. Entscheidend dabei: Der Preisunterschied zwischen den Versionen mit und ohne Teams wird um 50 Prozent vergrößert.
Das bedeutet konkret Einsparungen von ein bis acht Euro pro Nutzer und Monat – je nach gewähltem Softwarepaket. Sogar Kunden mit laufenden Langzeitverträgen können zu den günstigeren Teams-freien Versionen wechseln.
Doch es geht um mehr als nur Preise. Microsoft verpflichtet sich, die technische Zusammenarbeit mit Konkurrenzprodukten zu verbessern. Dienste wie Slack, Zoom oder Google Meet sollen sich deutlich einfacher in die Microsoft-Umgebung integrieren lassen.
Zusätzlich wird der Datenexport erleichtert: Unternehmen können ihre Daten künftig unkomplizierter aus der Teams-Welt zu anderen Anbietern übertragen. Ein unabhängiger Treuhänder überwacht die Umsetzung.
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Fünf Jahre Kampf gegen den Software-Riesen
Was führte zu diesem Durchbruch? Der Grundstein wurde bereits im Juli 2020 gelegt, als Slack eine formelle Beschwerde bei der EU-Kommission einreichte. Der Vorwurf: Microsoft nutze seine Marktmacht bei Office-Software, um Teams automatisch bei Millionen Nutzern zu installieren und so die Konkurrenz auszuschalten.
Die EU-Behörden sahen das genauso. Nach dreijährigen Voruntersuchungen eröffneten sie im Juli 2023 ein offizielles Verfahren. Erste Zugeständnisse von Microsoft – Teams wurde 2023 in Europa und 2024 weltweit für Neukunden separat angeboten – reichten den Regulierern nicht aus.
Auch der deutsche Videokonferenz-Anbieter alfaview unterstützte die Vorwürfe gegen Microsoft mit einer eigenen Beschwerde.
Sieben Jahre Bindung – zehn Jahre bei Datenaustausch
Die Zusagen gelten nicht ewig, aber lange genug: Die Entkoppelung und neuen Preisstrukturen sind für sieben Jahre rechtlich bindend. Noch länger, zehn Jahre, gelten die Verpflichtungen zur besseren Zusammenarbeit mit Konkurrenzprodukten und zum erleichterten Datenexport.
Diese Zeitspanne soll Wettbewerbern eine echte Chance geben, in einem Markt Fuß zu fassen, der lange von Microsofts integriertem Ansatz dominiert wurde.
Besonders bemerkenswert: Obwohl die Untersuchung auf Europa fokussiert war, hat Microsoft entschieden, die Änderungen weltweit umzusetzen. Das verhindert einen zersplitterten Markt und bringt die Vorteile der größeren Wahlfreiheit auch Kunden in anderen Kontinenten.
Was Konkurrenz und Experten sagen
Die Reaktionen fallen überwiegend positiv aus. EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera betonte, die Entscheidung „öffnet den Wettbewerb in diesem entscheidenden Markt und stellt sicher, dass Unternehmen frei wählen können“.
Sabastian Niles, Justizchef beim Slack-Eigentümer Salesforce, lobte die Kommission, mahnte aber „rigorose Überwachung und Durchsetzung“ an, um Microsofts vollständige Einhaltung sicherzustellen.
Branchenanalysten werten das Ergebnis als wichtigen Schritt zur Marktöffnung. Statt nur vergangenes Verhalten zu bestrafen, setzt die EU auf zukunftsgerichtete strukturelle Veränderungen.
Ein neuer Markt entsteht
Die Auswirkungen werden schnell spürbar sein: Bereits in den kommenden Wochen müssen europäische und weltweite Geschäftskunden flexiblere Lizenzoptionen für Microsoft-Software erhalten.
Das eröffnet Konkurrenten wie Slack, Google Meet und Zoom neue Chancen. Sie können nun direkter auf Produktqualität setzen, statt gegen eine bereits vorinstallierte Standard-Software anzukämpfen.
Langfristig könnte ein vielfältigerer und innovativerer Markt für Kollaborationstools entstehen. Die zehnjährigen Zusagen zu technischer Kompatibilität und Datenportabilität sind dabei besonders bedeutsam – sie lösen die technische „Klebrigkeit“ auf, die Kunden oft in einem einzigen System gefangen hält.
Sollte Microsoft seine rechtlich bindenden Zusagen nicht einhalten, drohen weiterhin empfindliche Strafen. Vorerst markiert die Einigung jedoch einen Wendepunkt in der Regulierung von Tech-Giganten – weg von reinen Geldstrafen, hin zu strukturellen Marktveränderungen.