WhatsApp: Privacy-Skandal oder Rufmord-Kampagne?
Tesla-Chef Musk wirft WhatsApp vor, Nutzerdaten für Werbung zu nutzen, während Meta neue Sicherheitsfeatures ankündigt und die Vorwürfe zurückweist.
Elon Musk wirft WhatsApp vor, Nutzernachrichten für Werbezwecke zu scannen. Meta weist die Anschuldigungen als unbegründet zurück und startet gleichzeitig neue Sicherheitsfeatures. Ein Zufall?
Die neueste Datenschutz-Debatte um WhatsApp kocht seit dieser Woche hoch. Verantwortlich dafür: explosive Vorwürfe von Tesla-Chef Elon Musk. Am 1. November behauptete der Tech-Milliardär im Joe Rogan-Podcast, WhatsApp analysiere Nutzernachrichten für gezieltes Advertising. “WhatsApp weiß, was du schreibst”, so Musk wörtlich.
Die Ironie: Ausgerechnet jetzt rollt Meta weltweit neue Sicherheitsfunktionen aus. Passkey-verschlüsselte Backups und Anti-Betrugs-Warnungen sollen das Vertrauen der Nutzer stärken. Proaktiver Schutz oder verzweifelte Schadensbegrenzung?
Meta schießt zurück: “Unbegründete Anschuldigungen”
Meta reagierte umgehend auf Musks Vorwürfe. Das Unternehmen betonte, dass alle persönlichen Nachrichten durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt seien. “Wir können eure privaten Nachrichten nicht lesen und nutzen sie nicht für Werbung”, stellte WhatsApp klar.
Tatsächlich basieren die gezeigten Anzeigen – etwa im “Updates”-Tab – nur auf allgemeine Standort- und Sprachdaten, nicht auf Gesprächsinhalte. Fact-Checker und Marktanalysten stufen Musks Behauptungen als unbelegt ein.
Doch warum greift der X-Eigentümer WhatsApp so scharf an? Ein Blick auf seine eigenen Ambitionen gibt Aufschluss: Musk bewirbt zeitgleich “XChat” als “WhatsApp-Killer”. Geschäftsrivalität als Motiv für den öffentlichen Angriff?
Neue Sicherheitsfeatures: Timing oder Zufall?
Nur einen Tag vor Musks Attacke kündigte Meta neue Schutzmaßnahmen an. Seit 31. Oktober können Nutzer ihre Chat-Backups mit biometrischen Daten verschlüsseln – Fingerabdruck oder Gesichtsscan statt komplexer 64-stelliger Codes.
Die Anti-Betrugs-Tools gehen noch weiter. In Singapur und anderen Märkten warnt WhatsApp jetzt vor verdächtigen Bildschirmfreigaben während Videoanrufen mit unbekannten Kontakten. Eine direkte Antwort auf zunehmende Online-Betrugsmaschen.
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Auch der Messenger erhält ein Upgrade: Automatische Erkennung fragwürdiger neuer Chats soll Nutzer vor Betrügern schützen. Meta präsentiert diese Maßnahmen als Teil einer umfassenden Sicherheitsoffensive.
Der wahre Kampfplatz: EU-Datenschutzgesetze
Hinter den Kulissen tobt ein ganz anderer Konflikt. Ende Oktober wurde bekannt, dass Meta die irische Regierung zum Widerstand gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) drängt. In Briefen an Irlands Justizminister kritisierte Metas Datenschutzchef die Regulierung als “völlig außer Kontrolle”.
Das Unternehmen fordert eine “grundlegende Überarbeitung” der EU-Datenschutzgesetze. Wirtschaftsinteressen und Innovation müssten stärker berücksichtigt werden, so die Argumentation. Ein klares Signal: Meta will die regulatorischen Fesseln lockern.
Diese Lobby-Aktivitäten werfen ein anderes Licht auf die aktuellen Sicherheitsankündigungen. Sind die neuen Features echter Nutzer-Service oder strategisches Manöver im Kampf gegen strengere Regulierung?
Verschlüsselung ja, Metadaten nein
Der Kern der Debatte liegt in einem wichtigen Detail: WhatsApp verschlüsselt zwar Nachrichten-Inhalte, aber nicht die Metadaten. Informationen über Kommunikationspartner, Zeitpunkte und Häufigkeit bleiben für Meta einsehbar.
Datenschutzexperten warnen seit Jahren: Diese Metadaten können ein detailliertes Profil der Nutzer erstellen. Wer, wann, wie oft – das reicht für gezieltes Marketing.
Die Signal-Verschlüsselung schützt also nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte – wer mit wem kommuniziert – bleibt Metas Geschäftsgeheimnis.
Ausblick: Vertrauen gegen Innovation
Die kommenden Monate werden entscheidend für WhatsApp. Die weltweite Einführung der Passkey-Technologie könnte das Vertrauen stärken und Kritiker wie Musk ins Leere laufen lassen.
Doch die grundsätzliche Debatte über Metadaten-Nutzung wird bleiben. Regulatoren in der EU und anderen Regionen erhöhen den Druck. Das Geschäftsmodell der Datenriesen steht zunehmend infrage.
Auf WhatsApp warten turbulente Zeiten – zwischen Nutzervertrauen, technischer Innovation und regulatorischem Gegenwind. Die nächsten Monate zeigen, ob Metas Charme-Offensive fruchtet oder die Privacy-Debatte weiter eskaliert.


