Wien: Wohnungsmarkt kollabiert dramatisch
Private Bauträger steigen massenhaft aus
Die Mietpreise explodieren, der Neubau bricht ein – Wien erlebt eine beispiellose Wohnungskrise. Während die Mieten erstmals die 20-Euro-Marke pro Quadratmeter durchbrechen, entstehen so wenige neue Wohnungen wie seit Jahrzehnten nicht.
Die Zahlen sind alarmierend: Nur 10.000 Wohnungen wurden im ersten Halbjahr fertiggestellt, 2.000 weniger als im Vorjahr. Experten rechnen für 2025 mit einem historischen Tiefstand von maximal 11.000 neuen Wohnungen – ein Einbruch um bis zu 42 Prozent.
Besonders dramatisch trifft es den freifinanzierten Mietwohnungssektor. Hier werden über 50 Prozent weniger Wohnungen gebaut als 2023. Nur noch 4.700 neue Mieteinheiten entstehen dieses Jahr.
Die Gründe für den Kollaps sind vielschichtig:
* Baukosten stiegen seit 2010 um fast 50 Prozent
* Hohe Zinsen belasten die Finanzierung
* Teure Grundstückspreise fressen Margen auf
* Langwierige Genehmigungsverfahren verzögern Projekte
Viele Bauträger verkaufen geplante Mietwohnungen direkt als Eigentum – das reduziert das ohnehin knappe Mietangebot weiter.
Mieten durchbrechen Schmerzgrenze
Die Verknappung treibt die Preise in astronomische Höhen. Der durchschnittliche Mietpreis kletterte bereits über 20 Euro pro Quadratmeter – ein Plus von 7,6 Prozent binnen Jahresfrist.
Laut Statistik Austria kostete eine Wohnung inklusive Betriebskosten im zweiten Quartal 10,20 Euro pro Quadratmeter. Für 60 Quadratmeter zahlen Mieter damit über 1.200 Euro monatlich.
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Die Prognose für 2025: weitere 7,3 Prozent Steigerung bei Neuvermietungen. Kaufpreise steigen dagegen nur um moderate 2,4 Prozent.
KIM-Verordnung fällt – Eigentumsmarkt erwacht
Eine wichtige Zäsur brachte der Juni: Die strenge KIM-Verordnung lief aus. Sie schrieb 20 Prozent Eigenkapital und maximal 40 Prozent des Nettoeinkommens für Kreditraten vor.
Der Wegfall dieser Hürden soll Wohneigentum wieder attraktiver machen. Immobilienkredite kosten derzeit 3,2 bis 3,4 Prozent. Die Finanzmarktaufsicht empfiehlt Banken zwar weiter vorsichtige Prüfungen, doch der Markt zeigt bereits erste Reaktionen.
Stadt Wien kämpft gegen die Krise
Die Stadtregierung versucht gegenzusteuern: Mit der “Wiener Wohnbau-Offensive” und dem “Gemeindebau NEU” soll neuer leistbarer Wohnraum entstehen. Das “Wiener Wohn-Ticket” vereinfacht seit Mai die Vergabe geförderter Wohnungen.
Doch die Lücke ist gewaltig. Private Bauträger erbringen normalerweise zwei Drittel der Bauleistung – ihr Rückzug hinterlässt ein Vakuum, das der geförderte Wohnbau nicht füllen kann.
Keine Besserung in Sicht
Die Experten sind sich einig: Der Tiefpunkt kommt erst 2026. Bis dahin wird die Wohnungsknappheit die Stadt weiter würgen. Die Mietpreise dürften ungebremst steigen.
Branchenvertreter fordern einen “Bau-Turbo” durch Bürokratie-Abbau. Ohne drastische Maßnahmen droht der lebenswertesten Stadt der Welt eine soziale Spaltung durch unbezahlbares Wohnen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Wien die Kurve noch kriegt – oder ob die Wohnungskrise zur Dauerkrise wird.