Wolfspeed Aktie: Gemischtes Bild
Der Halbleiterhersteller Wolfspeed verbessert seine Bilanz durch eine Partnerschaft mit Toyota und eine hohe Steuerrückzahlung, sieht sich aber weiterhin mit schwacher Nachfrage und skeptischen Analysten konfrontiert.
Wolfspeed meldet sich nach der Insolvenz mit mehreren markanten Entwicklungen zurück. Ein strategischer Deal mit Toyota, eine hohe Steuerrückzahlung und der fortgesetzte Schuldenabbau verbessern die Bilanz deutlich. Gleichzeitig bleibt das operative Umfeld schwierig, was sich in schwachen Prognosen und verhaltener Analystenstimmung zeigt. Wie weit trägt also der neue Rückenwind, wenn die Nachfrage im Kerngeschäft schwächelt?
Deal mit Toyota stärkt Technologieposition
Am 9. Dezember gab Wolfspeed bekannt, dass seine Automotive-MOSFETs künftig die Onboard-Ladesysteme in Batterie-Elektrofahrzeugen von Toyota unterstützen sollen. Für den Siliziumkarbid-Spezialisten ist das eine wichtige Bestätigung der eigenen Technologie.
Zentrale Punkte der Vereinbarung:
- Einsatz von Wolfspeeds Siliziumkarbid-Komponenten in Toyotas BEV-Plattformen
- Lieferung von Automotive-MOSFETs für Onboard-Ladesysteme
- Anerkennung der US-basierten Lieferkette und Produktionsstandorte
- Bestätigung, dass Wolfspeeds Qualitätsstandards Toyotas hohen Anforderungen entsprechen
Die Partnerschaft unterstreicht die Rolle von Siliziumkarbid in Elektrofahrzeugen. Die Technologie ermöglicht kürzere Ladezeiten, größere Reichweite und eine höhere Energieeffizienz – ein Feld, in dem Wolfspeed sichtbar Kompetenz aufbaut.
Große Steuergutschrift stärkt Liquidität
Am 1. Dezember erhielt das Unternehmen eine Steuerrückerstattung in Höhe von 698,6 Millionen US-Dollar von der US-Steuerbehörde IRS. Grundlage ist der „Advanced Manufacturing Investment Credit“ nach Section 48D des US-Steuerrechts.
Nach diesem Zufluss liegt die Barmittelposition bei rund 1,5 Milliarden US-Dollar. Wolfspeed will davon 192,2 Millionen US-Dollar nutzen, um rund 175 Millionen US-Dollar an ausstehenden Schulden zurückzuführen. Der Rest ist für allgemeine Unternehmenszwecke vorgesehen. Die Maßnahme verbessert sowohl die Liquidität als auch die Kapitalstruktur.
Fortschritte nach Chapter-11-Verfahren
Wolfspeed war am 29. September aus dem Chapter-11-Verfahren hervorgegangen und hatte seine Verschuldung dabei um etwa 70 % reduziert. Die Restrukturierung hat die Eigentümerstruktur grundlegend verändert:
- Frühere Gläubiger – vor allem Apollo Global Management und Renesas Electronics – wurden zu Mehrheitsaktionären
- Alte Aktien wurden gelöscht, neue Papiere emittiert, die 3 % bis 5 % des reorganisierten Unternehmens repräsentieren
- Ein neues Managementteam übernahm die Führung, inklusive CEO Robert Feurle
Damit ist der finanzielle Neustart weitgehend organisiert, auch wenn das operative Geschäft noch nicht auf Kurs ist.
Schwache Nachfrage und harte Konkurrenz
Trotz der positiven Strukturmaßnahmen bleibt das Marktumfeld herausfordernd. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2026 erzielte Wolfspeed einen Umsatz von 196,8 Millionen US-Dollar und einen Verlust von 0,63 US-Dollar je Aktie.
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Für das zweite Quartal stellt das Management lediglich 150 bis 190 Millionen US-Dollar Umsatz in Aussicht. Das liegt deutlich unter den Analystenerwartungen von 231,94 Millionen US-Dollar. Das Unternehmen rechnet mit anhaltender Schwäche im Markt über das gesamte Geschäftsjahr 2026 hinweg. Gründe sind vor allem:
- verhaltene Nachfrage der Autohersteller
- zunehmender Wettbewerb durch große Anbieter wie STMicroelectronics und Infineon
Der Titel steht damit trotz der verbesserten Bilanz weiterhin unter Druck.
Breitere Aufstellung jenseits von E-Autos
Parallel treibt Wolfspeed eine Diversifizierung seines Power-Device-Geschäfts voran. Neben Elektrofahrzeugen rücken andere Wachstumssegmente stärker in den Fokus:
- KI-Rechenzentren: Lösungen für das Energiemanagement von High-Performance-Computing-Infrastruktur
- Luft- und Raumfahrt/Verteidigung: Anwendungen in militärischen und zivilen Luftfahrtprojekten
- Industrie und Energie: Komponenten für Windkraft und erneuerbare Energiesysteme, unter anderem über Partnerschaften wie Hopewind
Im November 2025 brachte das Unternehmen 1200V-Siliziumkarbid-Sechspack-Leistungsmodule auf den Markt. Diese Module sollen einer drei Mal höheren Power-Cycling-Belastung standhalten als vergleichbare Konkurrenzprodukte – ein Hinweis auf fortgesetzte Produktinnovation.
Analysten uneins
Die Einschätzungen an der Wall Street fallen insgesamt gemischt aus. Susquehanna bestätigt ein neutrales Rating mit einem Kursziel von 30 US-Dollar. Im Analystenkonsens stehen drei Kaufempfehlungen, eine Halteempfehlung und vier Verkaufsempfehlungen. Daraus ergibt sich im Mittel ein „Reduce“-Votum mit einem durchschnittlichen Kursziel von 10,50 US-Dollar.
Damit bleibt das Bild zwiespältig: Auf der einen Seite stehen verbesserte Bilanzkennzahlen, neue Produkte und die Partnerschaft mit Toyota, auf der anderen Seite eine schwache Umsatzprognose und ein skeptischer Konsens der Analysten, der die weitere Entwicklung des Papiers klar begrenzt einpreist.
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